Eine Viecherei ...

Yak-Trekking im Wallis

 

Von Hans Sterr

   
Für die diesjährige Tour ins Wallis sollte es zur Akklimatisation für die Viertausender einmal etwas Besonderes sein: Wir buchten ein Yak-Trekking in Embd, in der Walliser Augstbordregion. Nach der Anreise parkten wir (Sabine, Hanne, Michael, Hans M., Günter sowie der Berichterstatter/Tourenleiter) unsere Autos am Ortsende von Embd, von wo aus wir zu unserem Ausgangspunkt aufstiegen, der Alm „Roti Flüo“. Diese Alm wird ihrem „tibetischen“ Anspruch gleich gerecht: Schon von weitem sieht man die buddhistischen Gebetsfahnen flattern. Und kurz vor der Alm bekommen wir dann auch die ersten Yaks zu sehen. Unsere Gastgeber lassen allerdings noch auf sich warten; ein Zettel begrüßt uns mit dem Hinweis, wir sollen es uns doch schon mal gemütlich machen. Na dann!
 
Als wir am Abend aufkochen, finden sich dann auch Daniel Wismer, der „Herr des Hauses“, und seine Lebensgefährtin Sonja ein und begrüßen uns sehr freundlich (wie überhaupt die Gastfreundschaft während unseres Besuchs sehr ansprechend war – und das sicher nicht nur wegen des Geldes). Nach dem Abendessen und einem kleinen Glas Wein gehen wir dann aber auch schon früh zu Bett.
   

Am nächsten Morgen werden die Yaks von der Hochweide geholt und für das Trekking aufgezäumt. Es zeigt sich, dass manches der Tiere in der vorherigen dreiwöchigen Trekkingpause auf der Weide durchaus seinen eigenen Kopf entwickelt hat (so es den nicht schon vorher hatte). Aber Daniel und sein Helfer Rolf haben Erfahrung und bringen die Rinder schließlich in den Griff, das Gepäck wird verladen.

Pfau auf "Roti Flüo", rechts Brunegghorn und Weißhorn

Yak "Winnetou" bei der Arbeit

Die „Karawane“ marschiert dann von der Alm weg, aufwärts durch den Wald. Die Yaks zeigen sich wieder störrisch, und eines nutzt eine kurze Unaufmerksamkeit der Treiber, um im Wald zu verschwinden. Rolf hetzt hinterher und bringt es nach einer Viertelstunde zurück. Daniel meint, diesen Job könne man nur bis fünfzig machen ...

Bei den Jägerhütten an der „Augstbordstafel“ werden wir von einem Unikum namens Beat mit Bier versorgt. (Beat lässt sich im Frühjahr mit dem Heli zwei Paletten Getränke auf die Hütte fliegen und steigt dann den Sommer über jedes Wochenende auf. Die Paletten werden dabei stetig kleiner.) Begleitet werden wir dabei von einem Kamerateam (Marc, Chantal und Dani) und dem Franzosen Xavier, der an einer Foto-Reportage arbeitet. Ob bei den Projekten was herauskommt, darf/muss bezweifelt werden; zu viele haben schon darüber berichtet.

Rast vor der Kulisse des Nadelhorns

Das kanllbunte Hirtenzelt: Made in Tibet

Auf 2500m schlugen wir dann das Hochlager auf. Nachdem wir von der kupfernen Versorgungskiste mit vereinten Kräften die Kette abgestreift hatten (Daniel hatte die Schlüssel vergessen), bauten wir das "tibetische" Zelt auf: Sehr bunt, sehr einfach und keinesfalls wasserfest! Danach gab es von der Feuerstelle Steaks (Daniel: "Schtiiks") und Spaghetti (die sollten uns noch zu schaffen machen). Nach einer kurzen Verdauungspause machten wir uns dann an den weiteren Aufstieg.

Zunächst einmal geht es auf einem gemächlichen Weg zum Augstbordpass, von wo man das erste Mal in das Turtmanntal schauen kann. Auch am Pass flattern einige von Daniels Gebetsfahnen ... und unsere Hosen flattern auch: Was hat Daniel in die Spaghetti-Soße getan? Der Rückstoßantrieb ist zum Teil kräftig ...Es geht weiter über den Westgrat des Schwarzhorns, über teils brüchiges, teils blockiges Gestein, der "Weg" ist leicht zu finden. Schließlich stehen wir am Gipfel und genießen den überragenden Rundblick - mit Einschränkungen: Wegen der Wärme haben sich viele Gipfel ringsum schon in Wolken versteckt. Eine Auswahl: Weissmies, Simplon, Monte Rosa, Nadelhorn, Dirruhorn, Hohbärghorn, Bietschhorn, und in der Ferne ist sogar ein Zipfel des Aletschgletschers zu sehen ... Nach einer halben Stunde am Gipfel steigen wir wieder auf dem selben Weg zum Hochlager ab. Und dann geht’s schon wieder an die Vorbereitungen zum nächsten Essen; Risotto und Grillwürste stehen auf dem Programm, diesmal allerdings blähungsfrei. Der Abend verläuft dann am Lagerfeuer in geselliger Runde.

Am Gipfel des Schwarzhorns

Am Lagerplatz

Die Nacht war dann nicht für jeden gleich gut; nur eine dünne Schaumstoffmatte ist für manchen als Unterlage doch zu wenig. Nach dem Frühstück beschließen wir, Daniel und Rolf mit den Tieren allein absteigen zu lassen, wir wollen gleich eine Bergtour anhängen. Wir verlassen Daniel, Rolf und die Yaks, die wieder zur Roti Flüo zurückkehren; schließlich müssen wir uns akklimatisieren. Wir steigen über den Ginals-Pass zum Augstbordgrat auf und sind dabei zunächst einmal von dickem Nebel eingehüllt. Als wir aber nach ein paar längeren Quergängen schließlich auf dem Grat ankommen, zeigt sich auch die Sonne einsichtig. Leider beeinträchtigen auch heute wieder viele Wolken die Aussicht. Wir folgen dem Grat auf halbwegs gutem Weg und erreichen schließlich das Augstbordhorn (2972m), wo wir eine Pause einlegen. Im Anschluss steigen wir weiter zur Violenspitze, 2930m.

Danach geht's hinunter zur Moosalpe, um das von Daniel empfohlene Älpler-Fest zu besuchen. Da waren wir allerdings offenkundig zu spät dran; die Alphornbläser bekamen wir noch mit, aber die vorhergehenden Auftritte hatten wir versäumt (am Berg hatten wir die Blasmusik schon gehört). Es ist zu hoffen, dass deren Qualität dramatisch höher war als der Auftritt des Tanzmusik-Duos, den wir erleben mussten ("Wir beginnen mit einem selbst komponierten Lied". Es startet die Rhythmusmaschine). Wir haben schnell ein Bier getrunken und eine Bratwurst vertilgt, dann machten wir uns auf den Weg zurück zur Roti Flüo. Dieser Weg allerdings war wieder sehr schön, mit einem erstklassigen Panorama.

Züricher Alphornbläser

   
Am Abend hat dann Sonja ein tibetisches Essen für uns vorbereitet, eine Art Maultaschen. Wir ließen es uns ordentlich schmecken, und auch der Wein kam zu seinem Recht. Die Unterhaltung war sehr gut; Daniel plauderte etwas aus seinem Nähkästchen, und der Abend wurde länger als geplant ...

Am nächsten Morgen dann reisten wir ab. Fazit: Das Yak-Trekking (oder auch nur die Übernachtung auf Roti Flüo) kann jedem sehr ans Herz gelegt werden!