Wer hat dem Steig wohl diesen Namen gegeben?

Auf Che Guevaras Spuren

Klettersteige am Gardasee

Von Hans Haidinger

Ein Schmankerl für Klettersteiggeher bot die DAV-Sektion Erding an: Acht Kranzler/innen fuhren mit Tourenleiter Hans Sterr zum größten See Italiens, wo im malerisch gelegenen Pregasina, einem "Aussichtsbalkon" oberhalb Riva, unser Hotel lag.

Witterungsbedingt stellte Hans am ersten Tag kurzfristig ein Alternativprogramm zusammen, das uns zunächst in die Nähe von Riva führte, zum 80-m-Wasserfall "Cascata Varone" am Fuß des Monte Misone. Danach besuchten wir den Ausgangspunkt des Wasserspenders, den idyllischen Lago di Tenno.

Nach einer Stärkung und der Wetterbesserung ging es am Nachmittag nach Arco, wo wir nördlich des sonnigen Burgfelsens den "Sentiero attrezzato dei Colodri" - einen kurzen Klettersteig - im Auf- und Abstieg als Eingehtour nutzten. Dabei bot sich eine schöne Aussicht auf die Burgruine und das darunter liegende Sarca-Tal.

Das Ziel, der Colodri (hinten), ist fast erreicht
Die Sicherungen sind teilweise defekt - ein eigenes Seil hilft Auch der nächste Tag führte uns in dieses reizvolle Tal. Von Pietramurata (250m) aus stiegen wir mit fachgerechter (und von Hans überprüfter) Ausrüstung in die erst wenige Jahre bestehende "Via ferrata Ernesto Che Guevara" ein (Beginn des Steigs auf 420m).Der Ausstieg des Steigs liegt bei etwa 1250m; er ist dadurch der längste Klettersteig am Gardasee und macht seinem Namensgeber alle Ehre: Ein harter Hund ...

Kondition, Tritt- und Griffsicherheit waren gefragt, um den riesigen Ostabsturz des Monte Casale (1632m) zu bewältigen - nichts für "Weicheier"! herrliche Tiefblicke auf das weite Sarca-Tal, auf eine grüne, saftige Landschaft sowie auf den Lago di Toblino mit dem Castell, gesäumt vom Bondone-Stivo-Kamm, entschädigten für die Anstrengungen beim Begehen der Ferrata.

Nach dem weiteren Aufstieg zum Gipfelkreuz bot sich ein faszinierendes Panorama, besonders der Blick in die nördlich gelegene Brentagruppe ließ die Herzen höher schlagen. Und nicht zuletzt der Anblick der (überraschend) geöffneten Gipfelhütte ...

Nach dem "Che", am Monte Casale
Fast oben ! In der Tiefe liegt Pietramurata, der Ausgangspunkt Die Stärkung in der Gipfelhütte "Don Zio" tat gut, denn der Abstieg über den teils gesicherten Steig unterhalb des Duson  erforderte nochmals volle Konzentration, ehe wir durch den schattigen Laubwald zu einem Wanderpfad kamen und nach knapp neun Stunden zum Ausgangspunkt zurückkehrten.

Nach der erfrischenden Dusche ließen wir den Tag bei italienischem Flair, gutem Essen und Vino rosso oder bianco im historischen Stadtzentrum von Riva ausklingen.

Am Maifeiertag fuhren wir dann voller Tatendrang an die Ostseite des Monte Baldo in die Nähe von Avio. Zuerst konnten wir bei einer Wanderung die schöne Landschaft genießen und unsere strapazierten Beine wieder auf Touren bringen. Vorbei an der vielbesuchten Kapelle Madonna delle Neve gelangten wir im Abstieg durch den dichten, frisch grünen Laubwald zu dem beeindruckenden Preafassa-Wasserfall. 

Behütet und bedacht ... unter einem Überhang im "Sega"
An Ausstieg des Kriechbandes am "Sega" Den weiteren Anmarsch zum Leitern-Einstieg des "Sentiero attrezzato Gerardo Sega" verkürzte das wechselnde Landschaftsbild, mit märchenhaft wild umwucherten Schluchten.

Der Klettersteig führt in raffinierter Route, mit einem Kriechband und teilweise sehr exponiert, zum Ausstieg am Coalaz: Die Spannung hielt bis zum letzten Meter Drahtseil! Ein gelungener Abschluss der "Ferrate-Tage am Gardasee" ... auch die heimfahrt über den Brenner war optimal, die Osterurlauber waren bereits weg und wir kamen zügig nach Erding zurück.

Herzlichen Dank an unseren Tourenleiter Hans Sterr, der mit gewohnter Souveränität führte, unsere Faszination für "Eisenwege" steigerte und damit zu weiteren Touren animierte.

Dabei waren: Erika Wenhart, Heidi Walbert, Ingrid Eiblmeier, Peter Eiblmeier, Carsten Mehr, Andreas Bauditz und Hans Haidinger.

Bericht: Hans Haidinger, Fotos: Hans Sterr
17. Mai 2000