Expedition zum Blinnenhorn, 3347mEin Berg (fast) nur für Spitzenbergsteiger Von Hans Sterr |
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![]() Nun ja: Auch da werden sich wohl interessante Berge finden lassen; sagn mer zumindest mal. Also: Karten durchforstet, Berge ausgesucht. Erst fiel die Wahl auf den Monte Leone. Der Anruf auf der Hütte ergibt die Auskunft des Hüttenwarts: „Där ischt abär sär schwär!“ Ja dann ... gehn ma halt woanders hin. Also wieder Kartenstudium. Und diesmal gleich vom Günter in der AV-Geschäftsstelle in Erding die Tourenbeschreibungen aus den Führern durchgeben lassen (danke für die guten Nerven, Günter!), und dann ist klar: Das Blinnenhorn wird’s werden.
Wir Spitzenbergsteiger würden jetzt sofort mit dem Aufstieg beginnen, aber ein Shuttle-Bus wird uns angeboten, der uns kostenlos bis zum Lago di Morasco hochfahren würde. Wir überwinden uns und nehmen das Angebot an (nicht ohne für den örtlichen Skiclub zu spenden, der den Shuttle betreibt).
Als der Regen wieder aufhört, brechen wir sofort auf (den Spitzenbergsteiger in seinem Lauf hält weder Gesang noch Regen auf) und machen uns auf den Weiterweg. Übrigens: Die Citta di Busto dürfte die einzige Hütte auf einer solchen Höhe mit eigenem Fußballplatz und Volleyballfeld sein ... Zehn Gehminuten von der Hütte entfernt geht der Regen wieder los; je weiter wir kommen, desto stärker. Da ein Spitzenbergsteiger sich aber immer auf den (guten) Wetterbericht verlässt, hat er aber nur ein dünnes Radljäckchen gegen den Regen bei sich. Gewicht sparen!
Und das muss gleich gesagt werden: Wer da mal hinkommt, möge sich vom Äußeren der Hütte nicht abschrecken lassen (was, zugegeben, zunächst nahe läge). Denn drin wartet ein super Essen und ein gut ausgestattete, gemütliche Hütte mit einem der besten Hüttenwirte überhaupt. Ausprobieren!
Wir steigen entlang des Lago del Sabbione auf zur
Claudio e Bruno (Egidio hatte angerufen und unser Ausbleiben gemeldet), wo
wir eine kurze Morgenrast machen, bevor es an den eigentlichen Aufstieg
geht. Und der führt zunächst ewig lang über (noch) gefrorene Geröllhänge
... he! Auf der Karte und im Führer ist das ein Gletscherberg! Erst
ziemlich weit oben gibt es dann endlich die Möglichkeit, über einen Kamm
auf den Gletscher zu queren und endlich die von den Spitzenbergsteigern
mitgeführte Ausrüstung anzuwenden:
Nach kurzer Zeit auf dem flachen Gletscher kommen wir um eine Biegung und sehen das erste Mal den eigentlichen Gipfel – und können es kaum glauben: Karte und Führer weisen das Blinnenhorn als bis oben hin vergletschert aus, aber vor uns erhebt sich für die letzten hundert Höhenmeter ein – ja, wie soll man das nennen? Sandhaufen! Aber ein Spitzenbergsteiger lässt sich nicht irritieren und nutzt jeden Meter Firn im Anstieg, bis wirklich nur noch Sand unter den Steigeisen knirscht.
Da sitzen wir dann bei der Brotzeit in voller Montur und Ausrüstung und denken schon, dass wir alleine sein werden am Gipfel, als doch noch ein Italiener zu uns stößt. Allerdings kein Spitzenbergsteiger: Denn der kommt in kurzer Hose und in Begleitung eines Hundes. Amateur! Und fotografieren lässt er sich auch noch von uns ...
Als wir dann den Gletscher wieder zur Geröllflanke verlassen, kommt uns eine halbe Völkerwanderung entgegen; und alle sind sie völlig unzureichend ausgerüstet, also ohne Seil Pickel, Steigeisen etc. Die Frage, wie weit es noch sei, beantworten wir stereotyp mit „mindestens 2 Stunden, brutal schwer, eigentlich nur für Spitzenbergsteiger machbar“. Wir wollen ja niemanden zum Leichtsinn verleiten ... Dann kommen wir auf der Claudio e Bruno an und möchten gerne ein Bier trinken, was aber nicht geht, denn das Hüttenpersonal: „Wir essen gerade. Kommt in einer Stunde wieder.“ Eine Berghütte mit teutscher Prinzipientreue, eingerichtet mit dem Charme einer Bahnhofshalle. Dann gehn ma liaba wieda ... Bergsteiger unserer Klasse haben das nicht nötig, und wir freuen uns, dass wir die Nacht bei Egidio auf der Cesare Mores waren. Wir erreichen den Stausee, nutzen wieder den Shuttle
hinunter nach Riale und beenden unsere Tour – mit zwei Tipps für Leute,
die auch mal auf’s Blinnenhorn wollen: Nie einen Berg unterschätzen,
und immer die volle Ausrüstung dabei haben – vielleicht sogar eine
Regenjacke! |
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Die Spitzenbergsteiger:
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