Das Strahlhorn im ersten Morgenlicht

Strahlhorn, 4190m

Von Hans Sterr

Wir (Constanze, Michael, Sabine, Hans) bestiegen das Strahlhorn im August 1997. Ausgangspunkt war die Britannia-Hütte, die wir über den sehr schönen und empfehlenswerten Anstieg vom Mattmark-Stausee aus über den Schwarzbergchopf und den Allalingletscher erreicht haben.

Die Britannia-Hütte ist angeblich immer überfüllt; bei unserem Besuch war allerdings unschwierig ein Platz zu kriegen. In der neurenovierten Hütte hat es sehr schöne Zimmer (Betten statt Lager!), und das Essen ist gut und reichlich, die Wirtsleute freundlich. Allerdings gibt es zwei grobe Haken: Zum einen sind die Preise sogar für Schweizer Verhältnisse geschmalzen, und zum zweiten gibt es zwar Wasserleitungen, aber keinen einzigen Tropfen Wasser darin. Zähneputzen also mit sauteurem (s.o.) Mineralwasser.

Der Anstieg zum Strahlhorn ist technisch problemlos. Was allerdings ein bißchen nervtötend ist: Die ersten Stunden bringt man nur wenige Höhenmeter hinter sich; man marschiert mehr in die Länge als in die Höhe. Nach drei Stunden hat man gerade mal 600 Hm hinter sich, bis sich das Gelände endlich aufsteilt.

Endlich? Drei von vieren waren nicht akklimatisiert und hatten deshalb Probleme mit der Höhenluft, was häufigere Pausen zur Folge hatte. Wenigstens hatte man bei dem phänomenalen Sonnenaufgang was zum Schauen beim rumstehen ...

Sonnenaufgang am Allalingletscher
Durch die Verzögerungen brauchten wir wesentlich länger als ursprünglich veranschlagt. Das Gute dabei: Das Wetter wurde deutlich besser, und als wir am Adlerpaß angelangt waren, hatten wir geradezu paradiesische Verhältnisse. Die Föhnfische schwammen nur so durch die Luft ...

... und noch ein Vorteil war nun erkennbar: Der Andrang am Gipfel (das Strahlhorn ist ein häufig besuchter Berg) würde stark nachgelassen haben: Die meisten anderen Seilschaften kamen uns auf ihrem Rückweg schon wieder entgegen.

Im Anstieg zum Gipfel Am Gipfelgrat des Strahlhorns
Am Gipfel des Strahlhorn Und tatsächlich: Am Gipfel waren wir zunächst ganz alleine und konnten die bärige Aussicht und die totale Ruhe in vollen Zügen geniessen. Gut, daß nach uns noch eine Seilschaft kam, sonst wär's mit dem Gipfelfoto schwierig geworden ...

Besonders ausbreiten kann man sich am Gipfel allerdings nicht; es ist a bisserl arg schmal am Gipfelgrat ... weshalb wir 100 Hm abgestiegen sind und uns im Sattel zum Adlerhorn unsere wohlverdiente Brotzeit gegönnt haben, bevor wir unseren Absteig in Richtung Adlerpaß fortgesetzt haben.

Dieser Adlerpaß, den wir als Weiterweg in Richtung Mattertal zum Hotel Flue genutzt haben, hatte es dann allerdings in sich. Zunächst einmal geht's die ersten Höhenmeter sehr steil runter, und dann mußten wir unsere Zeitverzögerung büßen: Der Schnee war schon sehr faul und wir brachen permanent ein. Sehr kraft- und zeitraubend und überdies nicht ungefährlich, da sich in diesem Bereich jede Menge Querspalten befinden.

Entsprechend erschlagen waren wir, als wir dann diesen Bereich hinter uns gelassen hatten. Die nächste Pause war fällig ...

Kaputt am Adlerpaß
In der Äußeren Rimpfischwäng Der Rest des Weges sollte dann aber keine besonderen Schwierigkeiten mehr bieten. Die Betonung liegt auf sollte ... denn da der Übergang des Adler- in den Findelngletscher wild zerrissen ist, steigt man aus dem Gletscher in die Innere Rimpfischwäng aus, wo Steinmänner zunächst auch gut die Richtung weisen.

Allerdings nur zunächst, denn mitten in dem Blockgelände sind die plötzlich aus. Und von Weg keine Spur ... nach zwei Stunden Suche hatten wir uns schließlich durchgefunden (für Wiederholer: Immer rechts um die riesigen Blöcke herum, auch wenn die Steinmänner zunächst anderes anzeigen und das ganze nicht wie ein Weg aussieht!).

Wo man die Äußere Rimpfischwäng erreicht, wird dann auch wieder ein Weg sichtbar.

Auf der Seitenmoräne entlang erreicht man schließlich das "Hotel" Flue. Der Name ist ein wenig übertrieben: Hotelqualität erreichen nur die Preise (und das Essen). Allerdings kann man für drei Franken unbegrenzt duschen, was nach dem Wassermangel an der Britannia-Hütte ein Segen ist.

Hab ich schon erwähnt, daß es auf der Flue jede Menge Bier und gute Brotzeit gibt? Ja dann ...

Das "Hotel" Flue

Hans Sterr, 15. März 1998