Der Johann

auf dem "Johann"

Am Klettersteig durch die Dachstein-Südwand

Von Hans Sterr

 

Wohin am vierzigsten Geburtstag? Natürlich: Eine schöne Bergtour wär' recht, und a bissl was "Gschmeidiges" dürft's schon auch sein. Da nehmen wir doch am besten den 1999 neu angelegten Klettersteig "Johann" durch die Dachstein-Südwand: Wenn der schon so heißt wie ich ...

Zunächst mal geht's auf dem Zustieg etwas umständlich zu: Für diese Jahreszeit liegt in der Süd(!)wand bis zum Einstieg noch erstaunlich viel Schnee. Insbesondere die letzten Meter zum Drahtseil sind aufregend: Die letzten drei Meter geht es senkrecht durch harten Firn; ein Pickel hätte da die Nerven durchaus geschont.

Dann geht's aber wirklich - wie gewünscht - gleich geschmeidig los: Der "Johann" hat seine Schlüsselstelle gleich direkt beim Einstieg. Ein Überhang wird mit roher Armkraft (und mit einer wohl von einem Bergführer dankenswerter Weise hängen gelassenen Bandschlinge) gemeistert; mancher verträgt auch noch das Anschieben des Nachsteigenden ...

Ausstieg vom Einstieg: Kurz nach dem Überhang
Gut gestuft und griffig in der "1. Sektion" Danach geht's dann erst mal relativ "gemütlich" weiter: Zwar immer ordentlich steil, aber nicht eigentlich schwierig; zudem sind an den etwas ausgesetzteren Stellen immer Trittstifte vorhanden. 

Darüber hinaus ist der Fels (fast) überall erstaunlich fest (zumindest wenn man ihn mit dem Bruch am Zustieg vergleicht), so dass man die meiste Zeit die Finger vom Seil lassen kann und statt dessen wirklich klettert, super gesichert allerdings am erfreulich dicken und straff gespannten Drahtseil.

Der "Johann" gliedert sich eigentlich in zwei schwere Teile, getrennt durch einen leichteren Übergang dazwischen. Dieser Übergang bietet sich auch gut an für eine kleine Brotzeit; man sitzt da in einer herrlichen Kulisse. Das Wetter passt, man ist allein am Steig, kurz: Man fühlt sich sauwohl. Und die Entscheidung zur Bergtour am runden Geburtstag könnte nicht schöner bestätigt werden.

Am Ausstieg der "1. Sektion"
Durch die Beine nach unten ... Am Beginn der nächsten Sektion ist dann allerdings Schwindelfreiheit gefragt: Der Steig zieht nun über 120 Hm senkrecht an glatten, tritt- und griffarmen Platten nach oben. Wären da nicht die zahlreichen Trittstifte, wären die meisten Klettersteiggeher hier wohl am Ende des Lateins. So aber macht das Höhersteigen ausgesprochen viel Spaß; Fotografieren geht allerdings nur noch durch die Beine senkrecht nach unten: Die Schwerkraft fordert ihren Tribut.

Und der Steig bleibt so, was dem Klettersteigliebhaber grandiose Erlebnisse und Ausblicke verschafft. Und an die Ausgesetztheit hat man sich da oben längst gewöhnt ...

Nach der glatten Platte geht es dann wieder einfacher weiter, zum Teil sogar durch reines Gehgelände. Erst kurz vor Schluss erreicht der Steig dann noch einmal einen Höhepunkt, wenn man sich in ausgesetztem, abdrängendem Gelände dann noch mal richtig rein- bzw., um genau zu sein, raushängen muss. Dann biegt man um die Ecke und steht unvermutet am Gipfel der Dachsteinwarte.

Dort hätten wir gerne noch die Aussicht und wohl auch ein paar Schmankerl genossen, aber die Uhrzeit drängte: Weil wir erst um zwölf Uhr mittags aufgebrochen waren, mussten wir uns nun beeilen, um die letzte Seilbahn (16.50 Uhr) noch zu erreichen, was wir mit hängender Zunge dann auch geschafft haben. Und die Gipfelhalbe haben wir dann auf der Südwand-Hütte nachgeholt ...

Schöne Aussicht: Luftig, luftig !

Mit dem besten Dank an meine Begleiter Peter Endres und Günter Hein !