Alpenkranzl Erding - Sektion in Deutschen Alpenverein e.V. -
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"Umbrüche - Münchner Zeitschrift für Selbsthilfe und Eigeninitiative", Ausgabe 3/2000

Einsamkeit in den Bergen? Der Umgang mit Menschen ist dem ehrenamtlich tätigen Bergführer Hans Sterr wichtig
Bürgerschaftliches Engagement

Porträt

Der Berg ruft

Von Jella Hofmann

Ehrenamt einmal anders: Hans Sterr führt mehrmals im Jahr Touren für Mitglieder des Deutschen Alpenvereins.

Obwohl es im Juli in Deutschland kaum einen Sonnentag gab, ist der Mann, der mir gegenüber sitzt, verglichen mit meiner Büroblässe, beneidenswert braun. Kein Wunder, schließlich ist er, wie er lachend erklärt, erst vergangenes Wochenende am "Wilden Kaiser", einem Bergmassiv am Rande Österreichs, gewesen. Bei solchen Touren allerdings genießt der 40-jährige die Höhensonne keineswegs alleine, sondern gemeinsam mit einer Gruppe von Wanderlustigen, die sich seinem bergsteigerischen Können und seiner Erfahrung anvertraut haben. Denn Hans Sterr ist ehrenamtlicher Tourenführer beim Deutschen Alpenverein (DAV).

Seine Liebe zu den Bergen hat der gebürtige Niederbayer vor ungefähr zehn Jahren entdeckt. Seine Bergtouren wurden immer häufiger und schwieriger und als man ihn fragte, ob er nicht Lust hätte, eine Bergführerausbildung zu machen und selbst Gruppen zu führen, war er sofort Feuer und Flamme. Und so ist Hans Sterr seit 1995 etwa sieben- bis achtmal in den Bergen unterwegs. Am liebsten fahre er nach Österreich oder in die Schweiz, meint er, da er selbst immer neue Herausforderungen suche und dafür gebe es dort wegen des Hochgebirges und der Gletscher einfach mehr Möglichkeiten.

Das gesamte Tourenprogramm des DAV biete aber natürlich für alle Leistungsstufen und Altersgruppen die richtige Wanderung: Es gibt eine Familiengruppe und eine Seniorengruppe und es werden sowohl eintägige als auch mehrtägige Wanderungen angeboten. Dabei wird bei der Planung einer Tour besonders darauf geachtet, dass die Teilnehmer weder überfordert noch unterfordert sind und in sich eine harmonische Gruppe bilden. Denn für eine erfolgreiche Tour sei es wichtig, sagt Hans Sterr, dass sich die Teilnehmer sowohl in ihren konditionellen und alpintechnischen Fähigkeiten als auch in ihrer Bereitschaft "sich auch einmal zu quälen" nicht allzu sehr unterscheiden. Für Nichtmitglieder besteht außerdem die Möglichkeit, bei den Touren einmal beim DAV "hinein zu schnuppern".

Gratwanderung: Beim Bergsteigen muss man sich aufeinander verlassen können. Auch das ist eine Erfahrung, die Sterr seinen TeilnehmerInnen vermittelt.

Im Gegensatz zu professionellen Reiseveranstaltern muss man bei einer Bergwanderung des DAV nur die eigene Anfahrt, Unterkunft und Verpflegung, nicht aber die fachmännische Führung und Organisation bezahlen. Denn die Gruppenleiter erhalten für ihren Einsatz zwar eine Aufwandsentschädigung, jedoch kein Honorar. Was also bewegt Hans Sterr zu seinem ehrenamtlichen Engagement? Zum einen macht es ihm Freude, mit Menschen unterwegs zu sein, die seine Liebe zu den Bergen teilen, und sein Wissen und Können an diese weiter zu geben. Außerdem, fügt der Erdinger hinzu, wollte er den Leuten zu unvergesslichen Erlebnissen verhelfen und sie mit seiner Erfahrung dabei unterstützen, Dinge zu tun, die sie allein nicht tun könnten. Und er möchte den Teilnehmern "zeigen, was sie alles könnten, wenn sie nur wüssten, dass sie es könnten".

Zum anderen bieten die Führungen natürlich für ihn selbst die Chance, noch mehr Erfahrungen und Wissen zu sammeln und unterschiedliche Bergtouren kennen zu lernen. So kann Hans Sterr sich gemeinsam mit anderen geübten Bergsteigern neuen Herausforderungen stellen und auch Touren in Angriff nehmen, die er allein oder nur mit seinem Freundeskreis gar nicht machen könnte.

Schließlich, meint er, spiele da auch noch ein ganz persönlicher Aspekt mit: Er gehe einfach gerne mit Menschen um und fühle sich in einer Gruppe besonders wohl. Allerdings sei er, gibt er augenzwinkernd zu, "lieber vorne als hinten dran". Dieser Umgang mit Menschen steht auch im Mittelpunkt seiner beruflichen Tätigkeit, denn im wirklichen Leben ist der studierte Diplompädagoge Bildungsreferent bei der Jugendorganisation der Deutschen Angestelltengewerkschaft (Anm.: nicht mehr, sondern mittlerweile Pressesprecher bei ver.di Bayern). Und wenn er eine Gruppe führe, sei dieses pädagogische und psychologische Wissen bei der richtigen Einschätzung der Teilnehmer oft sehr hilfreich, erklärt Hans Sterr. So können beispielsweise Konflikte entstehen, wenn die Teilnehmer der Touren einen bequemen, durchgestylten Abenteuertrip mit perfekt und professionell organisiertem Ablauf erwarten. Deswegen werden die Wanderungen zum einen mit allen eventuellen Unwägbarkeiten ausgeschrieben und es wird im Vorfeld geklärt, dass es sich herbei nicht um einen kommerziellen Reiseveranstalter handelt.

Zum anderen sorgen die Gruppenleiter schon von Anfang an dafür, dass sich eine "Konsumentenhaltung" gar nicht erst entwickelt. Dabei bemühe er sich, betont Hans Sterr, den Teilnehmern zu vermitteln, dass jeder einzelne von ihnen für den Ablauf der Tour mitverantwortlich ist. Er greife nur ein, wenn ein Teilnehmer etwas nicht oder noch nicht allein kann. Ansonsten müssten die Gruppenmitglieder alles, was sie selbst können, auch selbst tun: "Ich nehme ihnen da überhaupt nichts ab." Und genau das sei es, meint der Hobbybergführer, was den Leuten auch unheimlich gefalle: Jeder einzelne sei Stolz darauf, an oder gar über seine Grenzen gegangen zu sein, selbst Verantwortung übernommen und nahezu ohne fremde Hilfe etwas geschafft zu haben.

Letztendlich will ich noch wissen, wann und wohin die nächste Tour geht, denn fast hätte ich Lust, Hans Sterr einmal zu begleiten - und nicht nur wegen der Höhensonne. Schon in ein paar Tagen fahre er mit einer Gruppe für eine siebentägige Hochgebirgsdurchquerung in die Schweiz, meint er. Dafür habe er sich extra frei genommen. Auf die Frage, ob es ihm nichts ausmache, seinen Jahresurlaub für diese Tour zu opfern, meint mein sympathischer Gegenüber lachend: "Wieso opfern? Ich wäre sonst vielleicht im Urlaub auch in die Berge gefahren, und so nehme ich eben einfach ein paar nette Leute mit."

Informationen bei der
DAV Geschäftsstelle Erding
Krankenhausstr. 20, 85435 Erding
Tel.: 0 81 22 / 35 25

 
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