Mittwoch, 9. Juli 1997
Unsere Reise beginnt mit einer kurzen Nacht. Schon um 7.00 Uhr
startet die KLM-Maschine, das heißt spätestens um 4.30 Uhr
aufstehen. Nach zwei Stunden Aufenthalt in Amsterdam fliegen wir,
das sind Herbert und Marianne aus München sowie Helmut, Rainer,
Toni und Hans aus Erding, endlich Richtung Südamerika. Wenn es
über dem Atlantik etwas zu sehen gibt, dann stundenlang nur
Wasser. In Aruba (Niederländische Antillen) wird noch einmal
zwischengelandet. Die letzte Etappe führt uns über das
Amazonasbecken, im letzten Abendlicht werden die Anden
überflogen, dann setzt das Flugzeug um 18.00 Uhr Ortszeit (1.00
Uhr MESZ) in Lima auf. Hinter uns liegen eine Flugstrecke von gut
11.400 km und 13 Stunden reine Flugzeit; dementsprechend freuen
wir uns auf das Hotelbett.
Donnerstag, 10. Juli 1997
Der Kleinbus, der uns in die Berge transportieren soll,
verspätet sich im Verkehr der 7-Millionen-Stadt um ca. zwei
Stunden, so bleibt etwas Zeit für einen kleinen Stadtbummel.
Durch die Fußgängerzone schlendern wir zur schön angelegten
Plaza de Armas, dem Hauptplatz Limas mit Präsidentenpalast,
Rathaus und Kathedrale, die wir kurz besichtigen. Zurück am
Hotel steht der Bus bereit, durch chaotischen Verkehr geht es zur
hervorragend ausgebauten Panamericana. Recht bald sehen wir um
uns nur noch Sand, wir befinden uns in einer Küstenwüste. Durch
den kalten Humboldtstrom im Pazifik regnet sich die in der Luft
befindliche Feuchtigkeit noch auf dem Meer ab, aufs Festland
gelangen nur noch trockene Luftmassen, daher die Wüste direkt an
der Pazifikküste. Nach 200 km Fahrt in den Norden biegt der Bus
ins Landesinnere ab. Von Meereshöhe steigt die Teerstraße immer
weiter bergan zum 4.100 m hohen Conocochapaß, den wir kurz vor
Sonnenuntergang erreichen. Von hier bietet sich ein herrlicher
Blick über eine kleine Hochebene zu den ersten hohen,
schneebedeckten Gipfeln der Cordillera Blanca. Gegen 19.00 Uhr
erreichen wir die auf 3.050 m Höhe gelegene Stadt Huaraz, für
die nächsten Tage unser Stützpunkt.
Freitag, 11. Juli 1997
Welch ein Ausblick! Vom Balkon meines Hotelzimmers bietet sich
eine herrliche Ausicht auf den ca. 60 km entfernten Huascaran
(6.768 m), dem höchsten peruanischen Gipfel! Am Vormittag lassen
wir uns von einem Kleinbus in der westlich der Stadt gelegenen
Cordillera Negra auf einer Schotterstraße zur Punta Callan (ca.
4.200 m) kutschieren. Von dort aus wandern wir zur besseren
Akklimatisation in knapp zwei Stunden auf einen etwa 4.550 m
hohen "Grasbuckel" mit einer einmaligen Aussicht auf
die schneebedeckten Fünf- und Sechstausender der
gegenüberliegenden Cordillera Blanca. Unten im Tal ist Huaraz zu
erkennen, die Stadt ist gar nicht mal so klein! Immerhin 50.000
Einwohner zählt der Hauptort des Departamentos Ancash. Nach
einer kurzen Trinkpause und etlichen Fotos geht es zurück zum
Bus, der uns die Schotterstraße wieder bergab schaukelt. Nach
dem Abendessen lernen wir Claudio kennen, unseren Führer für
die Eingehtour zum 5.326 m hohen Maparaju. Voller Vorfreude
verschwinden wir recht früh in den Betten.
Samstag, 12. Juli 1997
Pünktlich um 9.00 Uhr steht der Kleinbus wieder vor der Tür,
nach dem Verstauen der Ausrüstung kann es losgehen. Über eine
etwas holprigere Schotterstraße rumpelt unser Gefährt bergauf
nach Pitec, 3.900 m hoch gelegen. Von hier aus geht es mit
leichtem Gepäck zu Fuß weiter. Wir folgen einem deutlich
sichtbaren Steig auf einer alten Moräne, müssen am Schluß im
leichten Fels noch etwas Hand anlegen, und stehen nach etwa 2 ¼
Stunden vor der tief türkisblauen Laguna Churup (4.485 m),
überragt vom gleichnamigen, 5.495 m hohen Gipfel. Beeindruckt
von der einmalig schönen Landschaft machen wir Brotzeit und
steigen schließlich auf dem Aufstiegsweg wieder ab nach Pitec,
das anscheinend nur aus einem einzigen Haus besteht. Von dort aus
geht es noch ca. eine Stunde flach ins Quilcayhuancatal, wo
unsere Begleitmannschaft auf 3.900 m Höhe schon dabei ist, das
erste Lager aufzubauen. Nach einem reichhaltigen Abendessen
bewundern wir den sternenreichen Himmel und machen es uns bald in
den warmen Schlafsäcken bequem.
Sonntag, 13. Juli 1997
Leider tritt in der Nacht das erste Problem auf. Herbert hat sehr
schlecht geschlafen und Atemprobleme gehabt, er entscheidet sich
schweren Herzens dazu, wieder ins Tal abzusteigen und sich dort
bis zu unserer Rückkehr etwas umzusehen. Für uns restliche
fünf Mann (inclusive einer Frau) geht es nach dem Frühstück
weiter das flache Quilcayhuancatal, das mindestens genau so lang
ist wie sein Name, taleinwärts. Die ersten zwei Stunden bringen
wir jedenfalls keinen nennenswerten Höhenunterschied hinter uns.
Erst nach einer Talgabelung steigt der Pfad spürbar bergan, bis
wir staunend an der von Gletscherriesen überragten Laguna
Tullpacocha (ca. 4.250 m) stehen, die noch ein bißchen
türkisblauer als die Laguna Churup ist. Da ein frischer Wind
weht, werden nur ein paar Fotos gemacht, dann geht es weglos
zurück in Richtung der Talgabelung. Die Querung ins Cayeshtal
gestaltet sich wegen der Büsche etwas mühsam, das ist doch eher
etwas für kleine Peruaner als für 1,92 m große Bayern. Am
Nachmittag erreichen wir unseren zweiten Lagerplatz, etwa 4.300 m
hoch gelegen. Von hier ist auch unser Gipfel, der Maparaju, zu
erkennen. Zu unserer Überraschung erklärt uns Claudio beim
Teetrinken, daß es morgen schon auf den Gipfel geht, einen Tag
früher als eigentlich geplant. Doch da bisher so gut wie keine
Probleme mit der Höhe aufgetreten sind, sehen wir dem kommenden
Tag recht zuversichtlich entgegen.
Montag, 14. Juli 1997
Um 4.30 Uhr klopft es aufs Zelt, für uns ist die Nacht vorbei.
Eine Stunde später marschieren wir im Schein der Stirnlampen
los, vor uns liegen etwa 1.100 Höhenmeter. Langsam wird es hell,
nach dem anfangs weglosen Aufstieg ist weiter oben sogar ein
befestigter Weg zu erkennen, angeblich ein alter Inkapfad! Nach
ca. 2 ½ Stunden problemlosem Aufstieg erreichen wir auf 4.900 m
Höhe die Gletscherzunge. Dort gibt es eine Brotzeit, wir binden
uns außerdem in die Seile ein. In zwei Seilschaften steigen wir
zügig bergauf, dafür sorgt schon der Gletscher mit einigen
steileren Passagen. Am Schluß muß unter einer riesigen Wächte
gequert werden, es sind ein paar Schritte auf den messerscharfen
Schneegrat, dann ein paar Meter aufwärts zur Wächte und der
Gipfel des Maparaju (5.326 m) ist nach knapp fünf Stunden
Aufstieg erreicht! Leider hat sich der Himmel inzwischen mit
Wolken überzogen, die Aussicht ist nicht besonders gut. Dafür
herrschen ganz angenehme Temperaturen um die null Grad und auch
die Höhe bereitet keine Probleme. Nach einer kurzen Gipfelrast
geht es auf dem Aufstiegsweg wieder zurück zum Ende des
Gletschers. Wir steigen noch etwa eine halbe Stunde bis zu einem
schönen Brotzeitplatz ab und machen dort eine größere Pause,
bevor es endgültig zurück ins Basislager geht. Dort entdecken
wir nach fast genau neun Stunden Tour unser Abendessen: in einer
Ecke des Küchenzeltes hängt, nicht mehr ganz so lebendig, das
mitgeführte Hendl. Nach unserem ersten Gipfelerfolg verschwinden
wir heute schon recht früh in den Zelten.
Dienstag, 15. Juli 1997
Gleich am Morgen wird zusammengepackt. Nach dem Frühstück im
Freien wandern wir das Cayeshtal auswärts und erreichen wieder
das Quilcayhuancatal, das sich noch einmal ganz schön zieht. Am
Talausgang wartet schon der Bus, dann warten wir auf die Esel mit
unserer Ausrüstung und holpern schließlich auf der
Schotterstraße bergab nach Huaraz, das wir gegen 16.45 Uhr
erreichen. Am Abend läßt sich auch Antonio Simangas, der
Organisator unserer Reise sehen. Er kommt gerade vom Huascaran
zurück. Die erste Woche ist vorbei, der erste Gipfel geschafft,
auch die ganze Organisation klappt hervorragend, so kann es
weitergehen! Nun freuen wir uns aber erst einmal auf zwei
Ruhetage.
Mittwoch, 16. Juli 1997
Nach dem Frühstück sehen wir uns etwas in Huaraz um. Es gibt
einen Indiomarkt, wo es alles für den täglichen Bedarf zu
kaufen gibt sowie etliche Geschäfte an der Hauptstraße, wo man
von Kleidung über Gasöfen bis hin zu Fotobedarf und
Bergausrüstung so ziemlich alles kaufen kann. Ansonsten bietet
der Ort relativ wenige touristische Sehenswürdigkeiten, da er
1958 durch eine Lawine und noch einmal 1970 durch ein Erdbeben
weitestgehend zerstört worden ist und wieder neu aufgebaut
werden mußte. Am Beeindruckendsten ist jedenfalls für mich die
Berglandschaft rund um den Ort.
Donnerstag, 17. Juli 1997
Zur besseren Akklimatisation fahren wir mit dem Kleinbus ins
Llanganucotal, bis auf Toni, dem die Verdauung Probleme macht,
und Herbert, der schon in den letzten Tagen dort war. Das Tal
liegt genau zwischen Huascaran (6.768 m) und Huandoy (6.395 m),
eine Schotterstraße schlängelt sich bis zur Paßhöhe
Portachuela de Llanganuco (4.768 m), also fast Montblanc-Höhe
und weiter hinab in Richtung Yanama. Von der Paßhöhe aus
wandern wir inmitten der Bergriesen Huascaran, Huandoy, Pisco
(5.752 m) und Chacraraju (6.112 m) bergab zu zwei blauen Seen, wo
sogar drei Alpacas grasen. Wirklich eine traumhafte Landschaft!
Vom Ende der Seen führt der Weg noch ein Stück hinab, bevor uns
der Bus wieder zurück nach Huaraz fährt. Ein wunderschöner Tag
neigt sich dem Ende zu, am Abend besprechen wir noch die letzten
Einzelheiten für die folgende, sechstägige Alpamayo-Tour, die
hoffentlich ähnlich traumhaft werden wird!!
Freitag, 18. Juli 1997
Am Morgen das bereits bekannte Spiel: Ausrüstung verstauen,
Fahrt mit dem Kleinbus am Llanganucotal vorbei bis kurz hinter
Caraz, dann die Schotterstraße bergauf nach Cashapampa (2.900
m). Dort geht es recht lebhaft zu, etliche Trekker haben die
vier- bis fünftägige Wanderung aus dem Llanganucotal bis
hierher beendet und warten auf den Abtransport. In der
Mittagshitze steigen wir einen staubigen Pfad bergauf, natürlich
ohne Schatten, eine schöne Schinderei! Nach vier Stunden
Hatscherei, unterbrochen von einer Brotzeitpause, wird endlich
Lager I auf ca. 3.800 m Höhe erreicht. Hier gibt es sogar ein
gemauertes "Häusl", darüber hinaus aber auch einen
schönen Blick auf den Taulliraju (5.830 m) im Talschluß.
Samstag, 19. Juli 1997
Weiter geht es das Santa-Cruz-Tal einwärts, vorbei an zwei Seen,
in denen es sogar noch Forellen gibt, auf knapp 4.000 m! Wir
durchqueren ein sandiges Becken, das an eine kleine Wüste
erinnert, und biegen schließlich nach links ins Arhuaycochatal
ab. Nach einer langen, flachen Wanderung steigt der Pfad nun
etwas steiler an, um am Ende wieder flach bis in Basislager (ca.
4.300 m) zu führen. Von hier aus sehen wir zum ersten Mal den
Alpamayo von seiner eher unbekannten Südseite. Fast ein wenig
langweilig sieht er aus, kein Vergleich zum berühmten,
pyramidenförmigen Anblick von Norden oder der Sicht auf die
geriffelte Südwestwand. Das Basislager wird aufgebaut und nach
dem gewohnt reichhaltigen Abendessen gehen wir bald schlafen.
Sonntag, 20. Juli 1997
Heute steht der Aufstieg ins Hochlager bevor. Über einen
steilen, sandigen Moränenrücken mühen wir uns in felsigeres
Gelände empor und erreichen den Gletscher auf etwa 4.950 m
Höhe. Anfangs ist er noch relativ flach, steilt sich aber immer
mehr auf. Riesige Spalten säumen den Weg, das letzte, ca. 50°
steile Stück sichern wir uns per Prusik am Fixseil hinauf und
sind nach sieben Stunden im 5.500 m hoch, in einem Sattel
gelegenen, Hochlager. Trotz der etwas exponierten Lage ist es
fast windstill, die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt,
eigentlich recht angenehm. Nur der Alpamayo hüllt sich in
Wolken, der obere Teil mit der Ferraririnne ist leider (Gott sei
Dank?) nicht einzusehen. Nachdem die Sonne untergegangen ist,
wird es bald empfindlich kalt, also machen wir es uns in den
Zelten so bequem wie möglich, gespannt darauf, was der morgige
Tag bringen wird. (Das Foto vom Alpamayo
gibt's auch formatfüllend mit 67 kb!)
Montag. 21. Juli 1997
Es wird eine fast schlaflose Nacht auf 5.500 m, für 4.00 Uhr ist
der Aufstieg geplant. Man hört andere Bergsteiger aufbrechen,
unser Führer Antonio meint aber: "Warten wir noch ein
bißchen." Um 7.00 Uhr ist es endlich so weit. Helmut und
Marianne verzichten schweren Herzens auf den Gipfel, sie fühlen
sich beide nicht besonders gut und werden ins Basislager
absteigen. Bei bestem Wetter geht es los, die eindrucksvolle,
geriffelte Südwestwand des Alpamayo liegt vor uns, ein
gigantischer Anblick! Erst einmal müssen wir etwa 100
Höhenmeter bergab, ein Gletscher wird gequert und über eine am
Schluß bis 45° steile Firnnase stapfen wir zum Einstieg der
Ferraririnne empor. Für die letzen 350 Höhenmeter benötigen
wir schließlich beide Eisgeräte. Rainer ist am Seil von
Liberado bereits eingestiegen, nun folgen Toni und ich, geführt
von Antonio. Eine schmale Eisrinne zieht nach oben, die
Verhältnisse sind gut: größtenteils harter Firn, in dem die
Eisgeräte gut greifen, nur wenige Blankeisstellen. Auch
Standplätze und Zwischensicherungen sind eingerichtet. Die Rinne
wird etwas weiter und steilt sich im Gipfelbereich bis etwa 60°
auf. Um unsere Helme sind wir im oberen Teil recht froh, da die
ersten abseilenden Seilschaften den halben Berg mit nach unten
nehmen. Pausenlos pfeifen Eisbrocken an unseren Ohren vorbei, ich
werde am Handgelenk getroffen. Aber auch das geht vorbei und
gegen 13.45 Uhr, nach knapp sechs Stunden, stehen wir etwas
müde, aber ohne Höhenprobleme auf dem 5.947 m hohen
Alpamayogipfel.
Von der wunderbaren Aussicht, von der ich zu Hause in einer Zeitschrift schon ein Foto gesehen habe, haben wir nicht viel, wir stehen in Wolken. Nur kurz sieht man durch die Wolkendecke hindurch zurück ins Hochlager. Die Gipfelrast bei angenehmen Temperaturen ist auf alle Fälle verdient. Nach einer Dreiviertelstunde seilen wir uns wieder ab zum Wandfuß, der Gegenanstieg zurück ins Hochlager strengt fast mehr an als die Ferrari-Rinne! Gegen 17.00 Uhr sind wir, zwar etwas geschafft, aber rundherum zufrieden, wieder bei den Zelten und sehen der zweiten Nacht auf 5.500 m schon gelassener entgegen.
Dienstag, 22. Juli 1997
Noch eine Nacht mit wenig Schlaf. Am Morgen wieder strahlender
Sonnenschein, etliche Fotos werden geschossen, dann bauen wir das
Hochlager ab und verlassen diesen wunderschönen
"Zeltplatz". Dem bereits bekannten Aufstiegsweg folgen
wir zurück ins 1.200 m tiefer gelegene Basislager und werden
dort von Herbert, Helmut und Marianne beglückwünscht. Abends
gibt es wieder ein gescheites Essen, unser letztes in den Bergen.
Mittwoch, 23. Juli 1997
Meine Hand ist noch ein wenig geschwollen, es wird aber wieder
besser. Wir verpacken die ganze Ausrüstung, dann folgt der 25 km
lange Marsch das Arhuaycocha- und das Santa-Cruz-Tal hinaus nach
Cashapampa. Der Weg zieht sich mehr und mehr, total verstaubt
erreichen wir den kleinen Ort am späten Nachmittag, warten auf
die Esel mit dem Gepäck und verstauen alles im und auf dem
Kleinbus. Während der Fahrt zurück hält uns nur eine
Reifenpanne kurz auf, gegen 19.30 sind wir wieder in Huaraz.
Donnerstag, 24. Juli 1997
Ruhetag! Wir schlendern ein wenig in der Stadt umher und
schreiben Postkarten. Am Nachmittag sind wir bei Antonio zu einer
"Pashamanca" eingeladen, einem Indiofest. Über einem
Feuer waren zwei Stunden lang gut faustgroße Steine erhitzt
worden. Nun wird der Steinhaufen abgetragen, drei verschiedene
Kartoffelsorten und Fleisch werden zwischen den heißen Steinen
verteilt, das Ganze mit Kräutern und einer Plastikplane
abgedeckt und dieser Haufen wird dann mit Erde zugeschüttet.
Nach einer guten halben Stunde kann man sich dann sein Essen
ausgraben. Es schmeckt wirklich gut, für Stimmung sorgt eine
Folkloregruppe, und alle Leute, mit denen wir in den letzten
beiden Wochen zu tun gehabt haben, sind eingeladen. Die Feier
bildet einen recht familiären Ausklang unseres Bergprogramms,
morgen geht es zurück nach Lima.
Freitag, 25. Juli 1997
Punkt 10.00 Uhr startet der moderne Reisebus. Die Strecke kennen
wir schon: über den Conocochapaß fahren wir hinunter zur
Panamericana und durch die Küstenwüste zurück nach Lima. Gut 7
½ Stunden später sind wir dort und stürzen uns noch ins
Gewühl der in den Nationalfarben Rot-Weiß-Rot geschmückten
Hauptstadt. Kommenden Montag und Dienstag wird nämlich der
Nationalfeiertag gefeiert. Es steht wieder eine kurze Nacht
bevor, morgen fliegen wir weiter nach Cuzco.
Samstag, 26. Juli 1997
Schon um 3.00 Uhr müssen wir raus, auf leeren (!) Straßen
werden wir zum Flughafen gefahren. Nach genau einer Stunde
Flugzeit landet die Maschine um 7.00 Uhr in Cuzco, der 3.500 m
hoch gelegenen ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches. Williams,
ein deutschsprachiger Führer, empfängt uns. Am Nachmittag
besichtigen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Cuzco, z.
B. die Kathedrale und das auf einer ehemaligen Tempelanlage der
Inkas erbaute Kloster Santo Domingo. In der Umgebung der Stadt
besuchen wir die Inkaruinen Tambomachay, Puca-Pucara, Kenko und
Sacsayhuaman und können uns aus nächster Nähe von der Baukunst
der Inkas überzeugen. Dazu bringt uns Williams die Kultur dieses
Volkes näher.
Sonntag, 27. Juli 1997
Mit dem Kleinbus fahren wir nach Chinchero, 3.760 m hoch gelegen, und besuchen den farbenfrohen Indiomarkt. Nach etlichen Fotos und einer kurzen Besichtigung des Ortes geht es weiter ins Urubambatal, das heilige Tal der Inkas. Am Nachmittag werden die Ruinen in Ollantaytambo besichtigt, eine alte Festungsanlage, die die Kontrolle über den Zugang vom Urubambatal nach Cuzco ermöglicht hat. Dann geht es zurück ins luxuriöse Hotel in Yucay, wo wir uns schon auf den bevorstehenden kulturellen Höhepunkt der Reise freuen: Machu Picchu.
Montag, 28. Juli 1997
Gleich nach dem Frühstück bringt uns der Kleinbus nach
Ollantaytambo zum Bahnhof. Dort endet auch die Straße, weiter
geht es nur mit dem Zug, der eine Stunde Verspätung hat. Die
Gleise führen am Rio Urubamba entlang talabwärts. Das Tal wird
immer enger, bis nur noch Platz für den Fluß und die Schienen
ist; die Vegetation wird gleichzeitig immer üppiger. Die Fahrt
dauert etwa 1 ½ Stunden bis zum Bahnhof Machu Picchu. Dort
stürzt sich alles auf die bereitstehenden Busse, die die gut 500
Höhenmeter zur Anlage hinauffahren. Erst essen wir zu Mittag,
dann geht es an die Besichtigung. Die Inkastadt Machu Picchu
liegt einmalig schön etwa 500 m über dem Urubambatal auf einem
Bergrücken und bietet eine gute Aussicht ins Tal, von unten ist
die Stadt jedoch nicht zu sehen! Williams nimmt sich
Zeit, um uns alles genau zu erklären und auch einige Erläuterungen zu den astronomischen Messungen und zum religiösen Kult der Inkas abzugeben. Die Besichtigung ist unwahrscheinlich interessant und beeindruckend. Für die Besteigung des die Stadt überragenden Huayna Picchu ist die Zeit leider zu knapp, da wir mit dem 16.00-Uhr-Zug wieder zurückfahren müssen nach Ollantaytambo, von dort aus bringt uns der Bus zurück nach Cuzco. (Das linke Foto von Machu Picchu gibt's auch formatfüllend mit 91 kb!)
Dienstag, 29. Juli 1997
Am Vormittag bleibt ein wenig Zeit, um auf eigene Faust durch die
Straßen und Gassen von Cuzco zu schlendern. Am späten Vormittag
müssen wir zurück nach Lima fliegen, eigentlich schade, denn in
Cuzco hätte ich es ohne weiteres noch ein paar Tage ausgehalten.
Zurück in Lima brechen wir am Nachmittag zu einem Stadtbummel
auf. Die Straßen sind wegen des Feiertages voller Fußgänger,
das Zentrum ist wegen der Feierlichkeiten komplett abgeriegelt.
Aber auch so gibt es genug zu sehen, schöne Plätze, alte
Häuser mit herrlichen Holzbalkonen, nicht zu vergessen die
Autos, an denen unser TÜV seine helle Freude hätte. Jedoch sind
auch die "pueblos jovenes" genannten Vororte mit ihren
bunten Hütten nicht zu übersehen, die rund um die Stadt aus dem
Boden wuchern, um die vom Land in die Stadt strömenden Menschen
zu beherbergen. Noch eine letzte Nacht in Peru, dann müssen wir
wieder zurück nach Deutschland!
Mittwoch, 30. Juli 1997
Am späten Vormittag bleibt uns Zeit, um noch das Goldmuseum zu
besichtigen, das als eines der reichhaltigsten Südamerikas gilt.
Die Vitrinen sind fast schon überladen mit Ausstellungsstücken,
ein beeindruckender Anblick, der erst erahnen läßt, wieviele
Kunstwerke seit der Eroberung Perus im Jahre 1532 eingeschmolzen
und außer Landes gebracht worden sind! Am späten Nachmittag
werden wir zum Flughafen gebracht, kurz nach 20.00 Uhr bringt uns
eine KLM-Maschine wieder über Amsterdam zurück nach München,
wo wir planmäßig am Donnerstag Abend gegen 21.00 Uhr landen,
natürlich im Regen!
Drei herrliche Wochen sind endgültig vorbei. In einem sehr kurzen Zeitraum haben wir ein Maximum an landschaftlichen, alpinistischen und kulturellen Höhepunkten erleben dürfen. Dazu gehörten natürlich Glück mit dem Wetter, das uns eigentlich nie im Stich gelassen hat, aber auch die perfekte Organisation der gesamten Reise durch Antonio Simangas, einem in Kempten lebenden peruanischen Bergführer, der dort eine kleine Reiseagentur betreibt. Die ganzen Eindrücke von Land und Leuten werden uns sicher noch lange im Gedächtnis bleiben und ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder einmal eine Reise, vielleicht auch über einen etwas längeren Zeitraum, nach Südamerika zu unternehmen.
Hans Mau