Ein Bericht von der Reise unserer Hochtouristengruppe (HTG) nach Peru

Mittwoch, 9. Juli 1997
Unsere Reise beginnt mit einer kurzen Nacht. Schon um 7.00 Uhr startet die KLM-Maschine, das heißt spätestens um 4.30 Uhr aufstehen. Nach zwei Stunden Aufenthalt in Amsterdam fliegen wir, das sind Herbert und Marianne aus München sowie Helmut, Rainer, Toni und Hans aus Erding, endlich Richtung Südamerika. Wenn es über dem Atlantik etwas zu sehen gibt, dann stundenlang nur Wasser. In Aruba (Niederländische Antillen) wird noch einmal zwischengelandet. Die letzte Etappe führt uns über das Amazonasbecken, im letzten Abendlicht werden die Anden überflogen, dann setzt das Flugzeug um 18.00 Uhr Ortszeit (1.00 Uhr MESZ) in Lima auf. Hinter uns liegen eine Flugstrecke von gut 11.400 km und 13 Stunden reine Flugzeit; dementsprechend freuen wir uns auf das Hotelbett.

Auf der Fahrt nach Huaraz: Blick vom Conococha-Pass auf den Caullaraju

Donnerstag, 10. Juli 1997
Der Kleinbus, der uns in die Berge transportieren soll, verspätet sich im Verkehr der 7-Millionen-Stadt um ca. zwei Stunden, so bleibt etwas Zeit für einen kleinen Stadtbummel. Durch die Fußgängerzone schlendern wir zur schön angelegten Plaza de Armas, dem Hauptplatz Limas mit Präsidentenpalast, Rathaus und Kathedrale, die wir kurz besichtigen. Zurück am Hotel steht der Bus bereit, durch chaotischen Verkehr geht es zur hervorragend ausgebauten Panamericana. Recht bald sehen wir um uns nur noch Sand, wir befinden uns in einer Küstenwüste. Durch den kalten Humboldtstrom im Pazifik regnet sich die in der Luft befindliche Feuchtigkeit noch auf dem Meer ab, aufs Festland gelangen nur noch trockene Luftmassen, daher die Wüste direkt an der Pazifikküste. Nach 200 km Fahrt in den Norden biegt der Bus ins Landesinnere ab. Von Meereshöhe steigt die Teerstraße immer weiter bergan zum 4.100 m hohen Conocochapaß, den wir kurz vor Sonnenuntergang erreichen. Von hier bietet sich ein herrlicher Blick über eine kleine Hochebene zu den ersten hohen, schneebedeckten Gipfeln der Cordillera Blanca. Gegen 19.00 Uhr erreichen wir die auf 3.050 m Höhe gelegene Stadt Huaraz, für die nächsten Tage unser Stützpunkt.

Ausflug in die Cordillera Negra

Freitag, 11. Juli 1997
Welch ein Ausblick! Vom Balkon meines Hotelzimmers bietet sich eine herrliche Ausicht auf den ca. 60 km entfernten Huascaran (6.768 m), dem höchsten peruanischen Gipfel! Am Vormittag lassen wir uns von einem Kleinbus in der westlich der Stadt gelegenen Cordillera Negra auf einer Schotterstraße zur Punta Callan (ca. 4.200 m) kutschieren. Von dort aus wandern wir zur besseren Akklimatisation in knapp zwei Stunden auf einen etwa 4.550 m hohen "Grasbuckel" mit einer einmaligen Aussicht auf die schneebedeckten Fünf- und Sechstausender der gegenüberliegenden Cordillera Blanca. Unten im Tal ist Huaraz zu erkennen, die Stadt ist gar nicht mal so klein! Immerhin 50.000 Einwohner zählt der Hauptort des Departamentos Ancash. Nach einer kurzen Trinkpause und etlichen Fotos geht es zurück zum Bus, der uns die Schotterstraße wieder bergab schaukelt. Nach dem Abendessen lernen wir Claudio kennen, unseren Führer für die Eingehtour zum 5.326 m hohen Maparaju. Voller Vorfreude verschwinden wir recht früh in den Betten.

Laguna Churup

Samstag, 12. Juli 1997
Pünktlich um 9.00 Uhr steht der Kleinbus wieder vor der Tür, nach dem Verstauen der Ausrüstung kann es losgehen. Über eine etwas holprigere Schotterstraße rumpelt unser Gefährt bergauf nach Pitec, 3.900 m hoch gelegen. Von hier aus geht es mit leichtem Gepäck zu Fuß weiter. Wir folgen einem deutlich sichtbaren Steig auf einer alten Moräne, müssen am Schluß im leichten Fels noch etwas Hand anlegen, und stehen nach etwa 2 ¼ Stunden vor der tief türkisblauen Laguna Churup (4.485 m), überragt vom gleichnamigen, 5.495 m hohen Gipfel. Beeindruckt von der einmalig schönen Landschaft machen wir Brotzeit und steigen schließlich auf dem Aufstiegsweg wieder ab nach Pitec, das anscheinend nur aus einem einzigen Haus besteht. Von dort aus geht es noch ca. eine Stunde flach ins Quilcayhuancatal, wo unsere Begleitmannschaft auf 3.900 m Höhe schon dabei ist, das erste Lager aufzubauen. Nach einem reichhaltigen Abendessen bewundern wir den sternenreichen Himmel und machen es uns bald in den warmen Schlafsäcken bequem.

Quilcayhuanca-Tal

Sonntag, 13. Juli 1997
Leider tritt in der Nacht das erste Problem auf. Herbert hat sehr schlecht geschlafen und Atemprobleme gehabt, er entscheidet sich schweren Herzens dazu, wieder ins Tal abzusteigen und sich dort bis zu unserer Rückkehr etwas umzusehen. Für uns restliche fünf Mann (inclusive einer Frau) geht es nach dem Frühstück weiter das flache Quilcayhuancatal, das mindestens genau so lang ist wie sein Name, taleinwärts. Die ersten zwei Stunden bringen wir jedenfalls keinen nennenswerten Höhenunterschied hinter uns. Erst nach einer Talgabelung steigt der Pfad spürbar bergan, bis wir staunend an der von Gletscherriesen überragten Laguna Tullpacocha (ca. 4.250 m) stehen, die noch ein bißchen türkisblauer als die Laguna Churup ist. Da ein frischer Wind weht, werden nur ein paar Fotos gemacht, dann geht es weglos zurück in Richtung der Talgabelung. Die Querung ins Cayeshtal gestaltet sich wegen der Büsche etwas mühsam, das ist doch eher etwas für kleine Peruaner als für 1,92 m große Bayern. Am Nachmittag erreichen wir unseren zweiten Lagerplatz, etwa 4.300 m hoch gelegen. Von hier ist auch unser Gipfel, der Maparaju, zu erkennen. Zu unserer Überraschung erklärt uns Claudio beim Teetrinken, daß es morgen schon auf den Gipfel geht, einen Tag früher als eigentlich geplant. Doch da bisher so gut wie keine Probleme mit der Höhe aufgetreten sind, sehen wir dem kommenden Tag recht zuversichtlich entgegen.

Maparaju-Basislager mit Ranrapalca (6162m)

Montag, 14. Juli 1997
Um 4.30 Uhr klopft es aufs Zelt, für uns ist die Nacht vorbei. Eine Stunde später marschieren wir im Schein der Stirnlampen los, vor uns liegen etwa 1.100 Höhenmeter. Langsam wird es hell, nach dem anfangs weglosen Aufstieg ist weiter oben sogar ein befestigter Weg zu erkennen, angeblich ein alter Inkapfad! Nach ca. 2 ½ Stunden problemlosem Aufstieg erreichen wir auf 4.900 m Höhe die Gletscherzunge. Dort gibt es eine Brotzeit, wir binden uns außerdem in die Seile ein. In zwei Seilschaften steigen wir zügig bergauf, dafür sorgt schon der Gletscher mit einigen steileren Passagen. Am Schluß muß unter einer riesigen Wächte gequert werden, es sind ein paar Schritte auf den messerscharfen Schneegrat, dann ein paar Meter aufwärts zur Wächte und der Gipfel des Maparaju (5.326 m) ist nach knapp fünf Stunden Aufstieg erreicht! Leider hat sich der Himmel inzwischen mit Wolken überzogen, die Aussicht ist nicht besonders gut. Dafür herrschen ganz angenehme Temperaturen um die null Grad und auch die Höhe bereitet keine Probleme. Nach einer kurzen Gipfelrast geht es auf dem Aufstiegsweg wieder zurück zum Ende des Gletschers. Wir steigen noch etwa eine halbe Stunde bis zu einem schönen Brotzeitplatz ab und machen dort eine größere Pause, bevor es endgültig zurück ins Basislager geht. Dort entdecken wir nach fast genau neun Stunden Tour unser Abendessen: in einer Ecke des Küchenzeltes hängt, nicht mehr ganz so lebendig, das mitgeführte Hendl. Nach unserem ersten Gipfelerfolg verschwinden wir heute schon recht früh in den Zelten.

Blick vom Maparaju-Gipfel

Dienstag, 15. Juli 1997
Gleich am Morgen wird zusammengepackt. Nach dem Frühstück im Freien wandern wir das Cayeshtal auswärts und erreichen wieder das Quilcayhuancatal, das sich noch einmal ganz schön zieht. Am Talausgang wartet schon der Bus, dann warten wir auf die Esel mit unserer Ausrüstung und holpern schließlich auf der Schotterstraße bergab nach Huaraz, das wir gegen 16.45 Uhr erreichen. Am Abend läßt sich auch Antonio Simangas, der Organisator unserer Reise sehen. Er kommt gerade vom Huascaran zurück. Die erste Woche ist vorbei, der erste Gipfel geschafft, auch die ganze Organisation klappt hervorragend, so kann es weitergehen! Nun freuen wir uns aber erst einmal auf zwei Ruhetage.

Mittwoch, 16. Juli 1997
Nach dem Frühstück sehen wir uns etwas in Huaraz um. Es gibt einen Indiomarkt, wo es alles für den täglichen Bedarf zu kaufen gibt sowie etliche Geschäfte an der Hauptstraße, wo man von Kleidung über Gasöfen bis hin zu Fotobedarf und Bergausrüstung so ziemlich alles kaufen kann. Ansonsten bietet der Ort relativ wenige touristische Sehenswürdigkeiten, da er 1958 durch eine Lawine und noch einmal 1970 durch ein Erdbeben weitestgehend zerstört worden ist und wieder neu aufgebaut werden mußte. Am Beeindruckendsten ist jedenfalls für mich die Berglandschaft rund um den Ort.

Pass-Strasse zur Portachuela de Llanganaco

Donnerstag, 17. Juli 1997
Zur besseren Akklimatisation fahren wir mit dem Kleinbus ins Llanganucotal, bis auf Toni, dem die Verdauung Probleme macht, und Herbert, der schon in den letzten Tagen dort war. Das Tal liegt genau zwischen Huascaran (6.768 m) und Huandoy (6.395 m), eine Schotterstraße schlängelt sich bis zur Paßhöhe Portachuela de Llanganuco (4.768 m), also fast Montblanc-Höhe und weiter hinab in Richtung Yanama. Von der Paßhöhe aus wandern wir inmitten der Bergriesen Huascaran, Huandoy, Pisco (5.752 m) und Chacraraju (6.112 m) bergab zu zwei blauen Seen, wo sogar drei Alpacas grasen. Wirklich eine traumhafte Landschaft! Vom Ende der Seen führt der Weg noch ein Stück hinab, bevor uns der Bus wieder zurück nach Huaraz fährt. Ein wunderschöner Tag neigt sich dem Ende zu, am Abend besprechen wir noch die letzten Einzelheiten für die folgende, sechstägige Alpamayo-Tour, die hoffentlich ähnlich traumhaft werden wird!!

Freitag, 18. Juli 1997
Am Morgen das bereits bekannte Spiel: Ausrüstung verstauen, Fahrt mit dem Kleinbus am Llanganucotal vorbei bis kurz hinter Caraz, dann die Schotterstraße bergauf nach Cashapampa (2.900 m). Dort geht es recht lebhaft zu, etliche Trekker haben die vier- bis fünftägige Wanderung aus dem Llanganucotal bis hierher beendet und warten auf den Abtransport. In der Mittagshitze steigen wir einen staubigen Pfad bergauf, natürlich ohne Schatten, eine schöne Schinderei! Nach vier Stunden Hatscherei, unterbrochen von einer Brotzeitpause, wird endlich Lager I auf ca. 3.800 m Höhe erreicht. Hier gibt es sogar ein gemauertes "Häusl", darüber hinaus aber auch einen schönen Blick auf den Taulliraju (5.830 m) im Talschluß.

Aufstieg ins Hochlager

Samstag, 19. Juli 1997
Weiter geht es das Santa-Cruz-Tal einwärts, vorbei an zwei Seen, in denen es sogar noch Forellen gibt, auf knapp 4.000 m! Wir durchqueren ein sandiges Becken, das an eine kleine Wüste erinnert, und biegen schließlich nach links ins Arhuaycochatal ab. Nach einer langen, flachen Wanderung steigt der Pfad nun etwas steiler an, um am Ende wieder flach bis in Basislager (ca. 4.300 m) zu führen. Von hier aus sehen wir zum ersten Mal den Alpamayo von seiner eher unbekannten Südseite. Fast ein wenig langweilig sieht er aus, kein Vergleich zum berühmten, pyramidenförmigen Anblick von Norden oder der Sicht auf die geriffelte Südwestwand. Das Basislager wird aufgebaut und nach dem gewohnt reichhaltigen Abendessen gehen wir bald schlafen.

Alpamayo-Südwestwand mit Hochlager

Sonntag, 20. Juli 1997
Heute steht der Aufstieg ins Hochlager bevor. Über einen steilen, sandigen Moränenrücken mühen wir uns in felsigeres Gelände empor und erreichen den Gletscher auf etwa 4.950 m Höhe. Anfangs ist er noch relativ flach, steilt sich aber immer mehr auf. Riesige Spalten säumen den Weg, das letzte, ca. 50° steile Stück sichern wir uns per Prusik am Fixseil hinauf und sind nach sieben Stunden im 5.500 m hoch, in einem Sattel gelegenen, Hochlager. Trotz der etwas exponierten Lage ist es fast windstill, die Temperaturen liegen um den Gefrierpunkt, eigentlich recht angenehm. Nur der Alpamayo hüllt sich in Wolken, der obere Teil mit der Ferraririnne ist leider (Gott sei Dank?) nicht einzusehen. Nachdem die Sonne untergegangen ist, wird es bald empfindlich kalt, also machen wir es uns in den Zelten so bequem wie möglich, gespannt darauf, was der morgige Tag bringen wird. (Das Foto vom Alpamayo gibt's auch formatfüllend mit 67 kb!)

Aufstieg in der Ferrari-Rinne

Montag. 21. Juli 1997
Es wird eine fast schlaflose Nacht auf 5.500 m, für 4.00 Uhr ist der Aufstieg geplant. Man hört andere Bergsteiger aufbrechen, unser Führer Antonio meint aber: "Warten wir noch ein bißchen." Um 7.00 Uhr ist es endlich so weit. Helmut und Marianne verzichten schweren Herzens auf den Gipfel, sie fühlen sich beide nicht besonders gut und werden ins Basislager absteigen. Bei bestem Wetter geht es los, die eindrucksvolle, geriffelte Südwestwand des Alpamayo liegt vor uns, ein gigantischer Anblick! Erst einmal müssen wir etwa 100 Höhenmeter bergab, ein Gletscher wird gequert und über eine am Schluß bis 45° steile Firnnase stapfen wir zum Einstieg der Ferraririnne empor. Für die letzen 350 Höhenmeter benötigen wir schließlich beide Eisgeräte. Rainer ist am Seil von Liberado bereits eingestiegen, nun folgen Toni und ich, geführt von Antonio. Eine schmale Eisrinne zieht nach oben, die Verhältnisse sind gut: größtenteils harter Firn, in dem die Eisgeräte gut greifen, nur wenige Blankeisstellen. Auch Standplätze und Zwischensicherungen sind eingerichtet. Die Rinne wird etwas weiter und steilt sich im Gipfelbereich bis etwa 60° auf. Um unsere Helme sind wir im oberen Teil recht froh, da die ersten abseilenden Seilschaften den halben Berg mit nach unten nehmen. Pausenlos pfeifen Eisbrocken an unseren Ohren vorbei, ich werde am Handgelenk getroffen. Aber auch das geht vorbei und gegen 13.45 Uhr, nach knapp sechs Stunden, stehen wir etwas müde, aber ohne Höhenprobleme auf dem 5.947 m hohen Alpamayogipfel.

Blick vom Alpamayo-Gipfel auf das Hochlager

Von der wunderbaren Aussicht, von der ich zu Hause in einer Zeitschrift schon ein Foto gesehen habe, haben wir nicht viel, wir stehen in Wolken. Nur kurz sieht man durch die Wolkendecke hindurch zurück ins Hochlager. Die Gipfelrast bei angenehmen Temperaturen ist auf alle Fälle verdient. Nach einer Dreiviertelstunde seilen wir uns wieder ab zum Wandfuß, der Gegenanstieg zurück ins Hochlager strengt fast mehr an als die Ferrari-Rinne! Gegen 17.00 Uhr sind wir, zwar etwas geschafft, aber rundherum zufrieden, wieder bei den Zelten und sehen der zweiten Nacht auf 5.500 m schon gelassener entgegen.

Abstieg ins Basislager

Dienstag, 22. Juli 1997
Noch eine Nacht mit wenig Schlaf. Am Morgen wieder strahlender Sonnenschein, etliche Fotos werden geschossen, dann bauen wir das Hochlager ab und verlassen diesen wunderschönen "Zeltplatz". Dem bereits bekannten Aufstiegsweg folgen wir zurück ins 1.200 m tiefer gelegene Basislager und werden dort von Herbert, Helmut und Marianne beglückwünscht. Abends gibt es wieder ein gescheites Essen, unser letztes in den Bergen.

Mittwoch, 23. Juli 1997
Meine Hand ist noch ein wenig geschwollen, es wird aber wieder besser. Wir verpacken die ganze Ausrüstung, dann folgt der 25 km lange Marsch das Arhuaycocha- und das Santa-Cruz-Tal hinaus nach Cashapampa. Der Weg zieht sich mehr und mehr, total verstaubt erreichen wir den kleinen Ort am späten Nachmittag, warten auf die Esel mit dem Gepäck und verstauen alles im und auf dem Kleinbus. Während der Fahrt zurück hält uns nur eine Reifenpanne kurz auf, gegen 19.30 sind wir wieder in Huaraz.

Donnerstag, 24. Juli 1997
Ruhetag! Wir schlendern ein wenig in der Stadt umher und schreiben Postkarten. Am Nachmittag sind wir bei Antonio zu einer "Pashamanca" eingeladen, einem Indiofest. Über einem Feuer waren zwei Stunden lang gut faustgroße Steine erhitzt worden. Nun wird der Steinhaufen abgetragen, drei verschiedene Kartoffelsorten und Fleisch werden zwischen den heißen Steinen verteilt, das Ganze mit Kräutern und einer Plastikplane abgedeckt und dieser Haufen wird dann mit Erde zugeschüttet. Nach einer guten halben Stunde kann man sich dann sein Essen ausgraben. Es schmeckt wirklich gut, für Stimmung sorgt eine Folkloregruppe, und alle Leute, mit denen wir in den letzten beiden Wochen zu tun gehabt haben, sind eingeladen. Die Feier bildet einen recht familiären Ausklang unseres Bergprogramms, morgen geht es zurück nach Lima.

Freitag, 25. Juli 1997
Punkt 10.00 Uhr startet der moderne Reisebus. Die Strecke kennen wir schon: über den Conocochapaß fahren wir hinunter zur Panamericana und durch die Küstenwüste zurück nach Lima. Gut 7 ½ Stunden später sind wir dort und stürzen uns noch ins Gewühl der in den Nationalfarben Rot-Weiß-Rot geschmückten Hauptstadt. Kommenden Montag und Dienstag wird nämlich der Nationalfeiertag gefeiert. Es steht wieder eine kurze Nacht bevor, morgen fliegen wir weiter nach Cuzco.

Cuzco bei Nacht

Samstag, 26. Juli 1997
Schon um 3.00 Uhr müssen wir raus, auf leeren (!) Straßen werden wir zum Flughafen gefahren. Nach genau einer Stunde Flugzeit landet die Maschine um 7.00 Uhr in Cuzco, der 3.500 m hoch gelegenen ehemaligen Hauptstadt des Inkareiches. Williams, ein deutschsprachiger Führer, empfängt uns. Am Nachmittag besichtigen wir die wichtigsten Sehenswürdigkeiten von Cuzco, z. B. die Kathedrale und das auf einer ehemaligen Tempelanlage der Inkas erbaute Kloster Santo Domingo. In der Umgebung der Stadt besuchen wir die Inkaruinen Tambomachay, Puca-Pucara, Kenko und Sacsayhuaman und können uns aus nächster Nähe von der Baukunst der Inkas überzeugen. Dazu bringt uns Williams die Kultur dieses Volkes näher.

Sonntag, 27. Juli 1997

Indiomarkt in Chinchero

Mit dem Kleinbus fahren wir nach Chinchero, 3.760 m hoch gelegen, und besuchen den farbenfrohen Indiomarkt. Nach etlichen Fotos und einer kurzen Besichtigung des Ortes geht es weiter ins Urubambatal, das heilige Tal der Inkas. Am Nachmittag werden die Ruinen in Ollantaytambo besichtigt, eine alte Festungsanlage, die die Kontrolle über den Zugang vom Urubambatal nach Cuzco ermöglicht hat. Dann geht es zurück ins luxuriöse Hotel in Yucay, wo wir uns schon auf den bevorstehenden kulturellen Höhepunkt der Reise freuen: Machu Picchu.

Machu Picchu

Montag, 28. Juli 1997
Gleich nach dem Frühstück bringt uns der Kleinbus nach Ollantaytambo zum Bahnhof. Dort endet auch die Straße, weiter geht es nur mit dem Zug, der eine Stunde Verspätung hat. Die Gleise führen am Rio Urubamba entlang talabwärts. Das Tal wird immer enger, bis nur noch Platz für den Fluß und die Schienen ist; die Vegetation wird gleichzeitig immer üppiger. Die Fahrt dauert etwa 1 ½ Stunden bis zum Bahnhof Machu Picchu. Dort stürzt sich alles auf die bereitstehenden Busse, die die gut 500 Höhenmeter zur Anlage hinauffahren. Erst essen wir zu Mittag, dann geht es an die Besichtigung. Die Inkastadt Machu Picchu liegt einmalig schön etwa 500 m über dem Urubambatal auf einem Bergrücken und bietet eine gute Aussicht ins Tal, von unten ist die Stadt jedoch nicht zu sehen! Williams nimmt sich

Mach Picchu 2

Zeit, um uns alles genau zu erklären und auch einige Erläuterungen zu den astronomischen Messungen und zum religiösen Kult der Inkas abzugeben. Die Besichtigung ist unwahrscheinlich interessant und beeindruckend. Für die Besteigung des die Stadt überragenden Huayna Picchu ist die Zeit leider zu knapp, da wir mit dem 16.00-Uhr-Zug wieder zurückfahren müssen nach Ollantaytambo, von dort aus bringt uns der Bus zurück nach Cuzco. (Das linke Foto von Machu Picchu gibt's auch formatfüllend mit 91 kb!)

Dienstag, 29. Juli 1997
Am Vormittag bleibt ein wenig Zeit, um auf eigene Faust durch die Straßen und Gassen von Cuzco zu schlendern. Am späten Vormittag müssen wir zurück nach Lima fliegen, eigentlich schade, denn in Cuzco hätte ich es ohne weiteres noch ein paar Tage ausgehalten. Zurück in Lima brechen wir am Nachmittag zu einem Stadtbummel auf. Die Straßen sind wegen des Feiertages voller Fußgänger, das Zentrum ist wegen der Feierlichkeiten komplett abgeriegelt. Aber auch so gibt es genug zu sehen, schöne Plätze, alte Häuser mit herrlichen Holzbalkonen, nicht zu vergessen die Autos, an denen unser TÜV seine helle Freude hätte. Jedoch sind auch die "pueblos jovenes" genannten Vororte mit ihren bunten Hütten nicht zu übersehen, die rund um die Stadt aus dem Boden wuchern, um die vom Land in die Stadt strömenden Menschen zu beherbergen. Noch eine letzte Nacht in Peru, dann müssen wir wieder zurück nach Deutschland!

Lima: Plaza de Armas und Kathedrale

Mittwoch, 30. Juli 1997
Am späten Vormittag bleibt uns Zeit, um noch das Goldmuseum zu besichtigen, das als eines der reichhaltigsten Südamerikas gilt. Die Vitrinen sind fast schon überladen mit Ausstellungsstücken, ein beeindruckender Anblick, der erst erahnen läßt, wieviele Kunstwerke seit der Eroberung Perus im Jahre 1532 eingeschmolzen und außer Landes gebracht worden sind! Am späten Nachmittag werden wir zum Flughafen gebracht, kurz nach 20.00 Uhr bringt uns eine KLM-Maschine wieder über Amsterdam zurück nach München, wo wir planmäßig am Donnerstag Abend gegen 21.00 Uhr landen, natürlich im Regen!

Drei herrliche Wochen sind endgültig vorbei. In einem sehr kurzen Zeitraum haben wir ein Maximum an landschaftlichen, alpinistischen und kulturellen Höhepunkten erleben dürfen. Dazu gehörten natürlich Glück mit dem Wetter, das uns eigentlich nie im Stich gelassen hat, aber auch die perfekte Organisation der gesamten Reise durch Antonio Simangas, einem in Kempten lebenden peruanischen Bergführer, der dort eine kleine Reiseagentur betreibt. Die ganzen Eindrücke von Land und Leuten werden uns sicher noch lange im Gedächtnis bleiben und ich könnte mir durchaus vorstellen, wieder einmal eine Reise, vielleicht auch über einen etwas längeren Zeitraum, nach Südamerika zu unternehmen.

Hans Mau