Zuageh duad's ...

Allalinhorn und Alphubel

Von Hans Sterr

   
Nach dem Yak-Trekking ging es weiter nach Saas Fee. Dort stellten wir die Autos ins (die Ortschaft verschandelnde) Parkhaus und machten uns an den Aufstieg zur Britanniahütte, die wir nach vier Stunden erreichten, um am nächsten Tag das Allalinhorn, 4027m, über den Hohlaubgrat zu besteigen.
Da es das Frühstück ab vier Uhr gab, haben wir das Wecken selbst um eine Viertelstunde vorverlegt, um dem Run aus der Hütte aus dem Weg zu gehen. Um 4.45 Uhr sind wir dann in Richtung Hohlaubgrat aufgebrochen. Zunächst steigt man von der Hütte 100 Hm ab, um sich dann nach rechts dem Gletscher zuzuwenden. Nach kurzer Orientierung am Anseilpunkt sind wir aus dem Gletscherbecken steil in Richtung Grat hoch gestiegen. Danach lässt sich kaum noch etwas falsch machen; man steigt auf dem mal breiteren, mal schmaler werdenden Grat aufwärts.

Blick auf den Hohlaubgrat

Die "Schlüsselstelle" erreicht man dann etwa bei 3900m: Nach der schmalsten Stelle des Grates verstellt ein felsiger Querriegel den Weiterweg, der in leichter Kletterei überwunden werden muss. Wir haben an dieser Stelle wegen der teilweisen Vereisung ein Fixseil gelegt, an dem dann hoch geprusikt wurde. Dabei war es zunächst einmal zum Fluchen: Um drei Meter hat mir das Seil nicht an den Fels zum Sichern herangereicht, so dass ich mit allen verfügbaren Bandschlingen und Reepschnüren verlängern musste. Um mich selbst zu sichern, blieb mir gerade noch ein einziger Kurzprusik über ...

Und dann saß ich da oben in der Sonne, nachdem ich etwa 20 (!) mal "Nachkommen!" gerufen hatte und dachte, das müssten sie doch jetzt gehört haben. Irrtum, wie sich zeigte: Als nach fünf Minuten sich immer noch nichts tat, ging ich zurück zum Absatz, und siehe da: Die standen immer noch unten, nur Sabine hatte gerade mit dem Aufstieg begonnen. Tja ...

Am Hohlaubgrat unterhalb des Felsriegels

Kurze Kletterei

Die letzten Meter zum Gipfel sind dann einfach, und auf dem Gipfelgrat gehen dann auch gleich ein paar schöne Fotos. Es erwies sich, dass wir gerade noch rechtzeitig auf dem Gipfel angekommen sind (10.30 Uhr), bevor die „Horden“ von Mittel Allalin her busweise den Gipfel stürmen (bzw. eher an ihm anstehen). Das ist doch recht unschön ... nicht von ungefähr ist das Allalinhorn der meistbestiegene Viertausender der Alpen. Zuageh duad's ...

Der Abstieg bis Mittal Allalin ist dann eher harmlos; wir sind auf der Station noch auf eine Halbe eingekehrt. Am Weiterweg durchs Skigebiet kommt man sich dann recht seltsam und fehl am Platz vor. Ein Pistenraupenfahrer bat uns, nicht durch die Pisten, sondern auf einer Pistenraupentraverse zur Längfluh abzusteigen. Ein "heisser" Tipp: Als wir in die Traverse queren und uns dort über die erste seitlich auftauchende Riesenspalte wundern, bemerken wir: Wir stehen ja alle justament auf der Schneebrücke über dieser Spalte! Schnell das Seil raus und gesichert ... Auch am Weiterweg überqueren wir eine Spalte nach der anderen, und das setzt sich auch bis zum Auslauf des Gletschers fort. Letzten Endes aber erreichen wir sicher die Längfluh. Diese Längfluh ist eigentlich die Seilbahnstation und deshalb nicht gerade der Traum von einer Hütte, sowohl was das Ambiente als auch die Preise betrifft (60 SFR für die Halbpension). Was soll man machen ...

Am Gipfel des Allalinhorns

Aufstieg zum Alphubel, hinten das Allalinhorn

Wegen des warmen Wetters hatten wir uns für den nächsten Tag einen frühen Aufbruch zum Alphubel, 4206m, vorgenommen. Aber außer dem Wetter gab es noch andere Widrigkeiten: Hanne ging es nicht gut, sie ließ die Tour gleich von vornherein aus, und auch der Rest der Truppe war nicht so gut beisammen. Was insbesondere für mich selbst gilt: Schon beim Aufstehen um drei Uhr war mir schlecht, das Frühstück habe ich runter gezwungen. Und das sollte sich dann während der ganzen Tour fortsetzen: Öfter war ich kurz davor, den Aufstieg abzubrechen, und nur mehrere Pausen konnten mir über die schlechtesten Phasen hinweg helfen.

Schließlich erreichten wir nach fünf Stunden aber doch den (nicht sehr ausgeprägten) Gipfel, als einzige Seilschaft von der Längfluh; nur eine Seilschaft, die vom Mischabeljoch gekommen war, war mit uns oben. Die Aussicht war leider durch die Wolken sehr getrübt, das Matterhorn zeigte uns nur seine Spitze.

Blick zum Täschhorn und Dom

Am "Gipfel" des Alphubel

Nach einer Viertelstunde Rast machten wir uns wieder an den Abstieg. Da es viel zu warm war, stollten die Steigeisen vom Gipfel weg brutal. Bei 3900m legten wir sie schließlich ab, dann ging es besser. Nun wurde allerdings das Wetter zunehmend schlechter, von Süden zogen dicke schwarze Wolken auf, und wir legten einen Zahn zu (inkl. daraus resultierender Ausrutscher). Ganz haben wir es allerdings nicht mehr geschafft. Am Gletscherrand, als wir das Seil schon aufnahmen, begann es zu regnen, so dass wir auch von oben noch etwas nass wurden.
   
Nach einem Getränk auf der Längfluh und einem vom Wirt spendierten „Chrüter“ fuhren wir mit der Seilbahn (gerade noch vor der Mittagspause erwischt) hinunter nach Saas Fee (für "preisgünstige" 26.- SFR) und bezogen unser Quartier im Hotel Gletschergarten (oder genauer, im Nebenhaus "Edelweiss"). Dort erholten wir uns etwas von den Anstrengungen und genossen echte Schweizer „Röschti“.

Da ich tags darauf immer noch nicht ganz wieder hergestellt war und auch das Wetter keine guten Aussichten zeigte, entschlossen wir uns zur vorzeitigen Heimreise. Der Monte Rosa und die Capanna Margherita müssen also ein weiteres Mal auf mich warten.

   
Der Tourenleiter bedankt sich ausdrücklich bei seiner sehr gut harmonierenden und allen Anforderungen vollauf gewachsenen Gruppe! Nur dass der Bericht wieder an mir hängen bleibt, nehme ich Euch ein wenig übel ...